Wie kann die Konzentration im Namaz aufrechterhalten werden?

Wie kann die Konzentration im Namaz aufrechterhalten werden?

Hadhrat Musleh Mau‘ud Khalifat-ul-Massih IIRA hielt anlässlich der Jalsa Salana Qadian im Jahr 1916 eine Ansprache über das Gedenken Allahs (Dihkr-e-Ilahi). In dieser bedeutsamen Rede führte HudhurRA auch viele Methoden an, durch welche die Konzentration im Namaz aufrechterhalten werden kann.[1. Das Gedenken Allahs, von Hadhrat Mirza Bashir ud-Din Mahmud AhmadRA]

Hadhrat Musleh Mau’udRA sagte folgendes:

„Die Scharia hat bereits im Namaz selbst einige Regeln zur Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit angeführt. Doch aufgrund ihrer Unkenntnis können die meisten Menschen nicht von ihnen profitieren. Danebst werde auch ich einige Methoden darlegen, die im Allgemeinen den Menschen nicht bekannt sind und von ihnen nicht befolgt werden.

Die erste Methode

Die Scharia des Islam hat einige Regeln zur Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit festgelegt. Unter diesen ist die erste Regel die rituelle Waschung (Wudhu), welche von jedem, der das Namaz verrichtet, vollzogen werden muss. Die hierin verborgene Weisheit liegt darin, dass Allah für die Übertragung von Gedanken und Gefühlen bestimmte Wege geschaffen hat, zu denen auch das Nervensystem gehört. Durch dieses wirken die Gedanken und Gefühle des Menschen auch auf andere Dinge, so dass es wie ein Weg fungiert. Dies ist der Grund, weshalb der Heilige ProphetSAW das Ayat al-Kursi zu rezitieren und auf seinen Körper zu pusten pflegte.

Die zweite Methode

Die zweite Methode zur Aufrechterhaltung der Konzentration bezieht sich auf die Anweisung der Scharia, das Namaz in der Moschee zu verrichten. Es ist dem Wesen des Menschen eigen, dass er beim Anblick einer bestimmten Sache sogleich an eine andere (damit verknüpfte) Sache denken muss. Wenn der Mensch demnach das Namaz an einem solchen Ort verrichtet, der keine besondere Beziehung zum Namaz selbst aufweist, dann werden ihm auch keine entsprechenden besonderen Gedanken einfallen können. Wenn er hingegen das Namaz an einem solchen Ort verrichtet, an dem morgens und abends der Name Gottes gerufen wird und der zudem als Gotteshaus bezeichnet wird, dann wird in ihm sicherlich der Gedanke aufkommen, dass er sich vor jenem Gott eingefunden hat, für dessen Anbetung dieser Ort errichtet wurde. So hat der Heilige Prophet MuhammadSAW die Muslime angewiesen, für die Verrichtung des Namaz eine bestimmte Stelle in ihrem Haus festzulegen, welche für keine anderen Zwecke außer dem Namaz genutzt werden sollte, damit während der Verrichtung des Namaz an diesem bestimmten Ort auch der Gedanke gegenwärtig wird, dass dies ein Platz für das Gedenken Gottes ist.

Die dritte Methode

Die dritte Methode bezieht sich auf das Gebot, das Antlitz gen Qiblah auszurichten, was ebenfalls sehr förderlich für die Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit ist. Viele einzigartige Besonderheiten sind mit Mekka verbunden. Dies ist jener Ort, an dem ein Mann seine Frau und sein Kind auf Geheiß Gottes ohne Essen und Trinken zurückgelassen hatte, an einem unbewohnten Ort ohne Schutz. Und da er dies um Gottes Willen tat, gewährte ihm Gott viele Nachkommen, die ebenso wie die Sterne am Himmel nicht gezählt werden können. Aus der Reihe seiner Nachkommen gingen mehrere Propheten hervor und schließlich stammt auch jener Prophet, der für die gesamte Welt gesandt worden ist, aus seiner Nachkommenschaft ab. Wenn der Mensch nun in diese Richtung blickt, so wird er sich an diese Begebenheit erinnern, was wiederum seine Aufmerksamkeit darauf lenken wird, dass unser Gott erhaben und allmächtig ist.

Die vierte Methode

Der Heilige Prophet MuhammadSAW hat den Gebetsruf (Adhan) bestimmt. Wenn mit lauter Stimme Allahu Akbar! Allahu Akbar! (Allah ist der Größte! Allah ist der Größte!) gerufen wird, dann wird daraufhin zwar nicht unverzüglich mit dem Namaz begonnen, jedoch werden diejenigen, die das Namaz verrichten, darauf aufmerksam gemacht, dass sie überlegt und besinnend sich für das Namaz in die Moschee einfinden mögen. Wenn jemand den Gebetsruf vernimmt, so wird ihn ihm Eindruck vor Gottes Größe und Erhabenheit hervorgerufen; ebenso bleibt auch die Konzentration im Namaz erhalten.

Die fünfte Methode

Das Iqamat ist die fünfte Methode, es lenkt ebenfalls die Aufmerksamkeit auf Allahs Erhabenheit und Hoheit. Der Heilige Prophet MuhammadSAW hat erklärt, dass Satan durch das Sprechen des Ikamat die Flucht ergreift.

Die sechste Methode

Die sechste Methode betrifft die Reihenbildung. Die körperliche Einreihung führt auch zur Sortierung der Gedanken und lässt diese nicht abschweifen. Wenn nämlich körperlich eine Einfügung und Einordnung vorgenommen wird, so trägt dies auch dazu bei, dass die inneren Gedanken eine Ordnung erfahren. So hat der Heilige ProphetSAW angewiesen, (beim Namaz) ordentliche Reihen zu bilden, da andernfalls die Entstellung der Herzen droht.

Die siebte Methode

Die Absicht (Niyyat) zur Verrichtung des Namaz ist die siebte Methode. Denn wenn der Mensch zu sich selbst spricht, dass er sich für eine bestimmte Aufgabe aufgerichtet hat, dann bleibt die Aufmerksamkeit auch auf dieser bestehen. Man sollte bereits in Gedanken die Absicht zur Verrichtung des Namaz fassen. Sobald Ihr diesen Punkt begriffen habt, wird Gottesfurcht beginnen sich in Euch zu entwickeln.

Die achte Methode

Die Verrichtung des Namaz in Gemeinschaft stellt die achte Methode dar, denn auf diese Weise vernimmt das Ohr während des Namaz solche Worte des Imams, die die Aufmerksamkeit auf Gottes Hoheit lenken. Der Imam weist die (hinter ihm) Betenden immer wieder darauf hin und macht sie darauf aufmerksam, dass sie sich vor dem höchsten Gebieter versammelt haben und sie konzentriert bleiben mögen. Dies ist auch der Grund, weshalb der Imam Vorrang vor den Betenden hat.

Die neunte Methode

Die neunte Methode besteht darin, dass das Namaz nicht in einer einzigen Stellung verrichtet wird, sondern unterschiedliche Körperhaltungen im Namaz integriert sind. Wenn jemand während der Verrichtung des Namaz unachtsam wird und sich in andere Gedanken vertieft, dann lenken das Einnehmen der Rukuh Haltung und die Sajdah (Niederwerfung) seine Konzentration erneut auf das Namaz.

Die zehnte Methode

Das Verrichten von Sunnat-Namaz vor und nach dem Farz-Namaz ist die zehnte Methode. Es ist ein Gesetz der Natur, dass eine bevorstehende Arbeit sowohl eine gewisse Zeit vor ihrem Eintritt als auch eine kurze Zeit nach ihrem Abschluss ihre Wirkung äußert. Wenn beispielsweise der Sonnenaufgang bevorsteht, so wird das Sonnenlicht bereits sichtbar, noch ehe die Sonne tatsächlich aufgegangen ist. Wenn jemand im Begriff ist, eine Arbeit zu beginnen, bezüglich welcher er Erfolg erwartet oder Misserfolg befürchtet, so werden seine Gedanken darin vertieft bleiben. Aus dieser Weisheit heraus hat der Heilige Prophet Muhammadsaw vor und nach dem Farz-Namaz die Verrichtung von Sunnat angewiesen, damit etwaige Gedanken, die einem vor dem Namaz beschäftigen mögen, das Farz-Namaz nicht beeinträchtigen. Wenn während dem Sunnat-Namaz diese Gedanken immer wieder unterdrückt werden, dann wird sich die Konzentration beim Farz-Namaz besser sammeln lassen.

Die elfte Methode

Wenn während des Namaz die Konzentration schwindet, dann sprecht die Worte langsam! Die Struktur des menschlichen Gehirns ist derart, dass es solche Dinge, die immer wieder in ihm eingegeben werden, unverzüglich vor sich abbildet, während es jene Dinge, die nur gelegentlich in ihm eingegeben werden, nur mit Mühe vor sich abbildet. Dann fällt es vielen Menschen auch deswegen schwer, die Konzentration aufrecht zu erhalten, weil sie der arabischen Sprache nicht mächtig sind. Schließlich kann die Aufmerksamkeit (nur) dann erhalten werden, wenn auch die Bedeutung der Worte im Gedächtnis präsent ist. Deswegen sollten jene Personen, die mit der arabischen Sprache nicht gut vertraut sind und diese nicht derart beherrschen, dass sie die Bedeutung der Worte wie bei der Muttersprache schon beim Sprechen verstehen würden, beim Namaz so lange nicht mit dem nächsten Satz fortfahren, solange nicht die Bedeutung des Satzes, den sie gerade sprechen, in ihrem Bewusstsein präsent wird.

Die zwölfte Methode

Die zwölfte Methode ist eine Praxis, die der Heilige Prophet Muhammadsaw gelehrt hat, mit der jedoch viele Menschen nachlässig umgehen. Diese Methode geht auf die Anweisung des Heiligen Prophetensaw zurück, seine Blicke auf die Stelle der Sajdah (Niederwerfung) gerichtet zu halten, wenn man sich für das Namaz eingefunden hat. Viele Personen gehen aber so vor, dass siedie Augen verschließen, weil sie sich hierdurch eine bessere Konzentration erhoffen. Tatsache ist aber, dass die Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit durch offene Augen erreicht wird.

Die dreizehnte Methode

Ich hatte bereits ausgeführt, dass man sich mit festem Vorsatz und Niyyat (Absicht) für das Namaz aufstellen sollte. Gleichermaßen sollte aber auch das Vorhaben gefasst werden, dass man während des Namaz keine anderweitigen Gedanken aufkommen lässt. An sich ist zwar jedem wohl bekannt, dass keine anderen Gedanken aufkommen sollten, aber Altbekanntes gerät auch in Vergessenheit. Deswegen sollte man sich, sobald man sich für das Namaz aufgerichtet hat, zu diesem Zeitpunkt (erneut) vergegenwärtigen, dass man während des Namaz keine anderen Gedanken aufkommen lässt.

Die vierzehnte Methode

Wenn der Gläubige hinter dem Imam das Namaz verrichtet, dann ruft ihn dessen Rezitation immer wieder wach und erweckt seine Aufmerksamkeit. In solchen Zeiten, in denen man jedoch das Namaz alleine verrichtet, sollten entsprechend dem Beispiel des Heiligen Prophetensaw, seiner Gefährtenra und der ehrbaren Sufisrh immer wieder solche Verse rezitiert werden, die Ehrfurcht vor Gott hervorrufen.

Die fünfzehnte Methode

Diese Methode führe ich für diejenigen aus, deren Niyyat (Absicht) nicht lange Bestand hält. Sie sollten so vorgehen, dass sie, sobald sie sich aufgerichtet haben, den Vorsatz fassen, bis zur Rukku Stellung keine anderweitigen Gedanken aufkommen zu lassen, und sobald sie die Rukku Stellung erreicht haben, sollten sie sich vornehmen, bis zur Wiederaufrichtung keine anderen Gedanken aufkommen zu lassen. So sollten sie in jeder Stellung eine neue Absicht fassen. Auf diese Weise werden sie die Stärke erhalten, ihre streuenden Gedanken aufzulösen.

Die sechszehnte Methode

Wenn der Mensch seinen Gedanken nachgibt, dann lassen sie einen nicht mehr wieder los. Aber wenn er sich ihnen entgegenstellt und sagt, dass er sie niemals über sich kommen lassen wird, dann lassen sie sich tatsächlich auch aufhalten. Insofern sollte man die Gedanken gut bekämpfen und jeden Gedanken, der einem in den Sinn zu kommen droht, unverzüglich aufhalten.

Die siebzehnte Methode

Wenn zu Hause Nawafil (freiwilliges Namaz) verrichtet werden, dann sollte die Rezitation mit lauter Stimme gesprochen werden, und zwar so, dass diese für das eigene Ohr vernehmbar bleibt. Der Nutzen (dieser Vorgehensweise) bezieht sich darauf, dass die Ohren nicht abgeschaltet werden können und ihre Funktion stets weiter bestehen bleibt. Wenn dann nun auch durch die Ohren Gottes Erinnerung vernommen wird, dann verstärkt sich auch die Konzentration (auf das Namaz).

Die achtzehnte Methode

Dieser Methode liegt die Weisheit zugrunde, dass ein neuer Gedanke stets durch eine neue Bewegung entsteht. Jene Bewegungen, die im Namaz integriert sind, erinnern daran, dass das Gebet aufrecht erhalten wird. Daher sind sie unschädlich. Andere Bewegungen aber führen dazu, dass die Aufmerksamkeit auf etwas Anderes gelenkt wird. Deshalb hat der Heilige Prophet Muhammadsaw angewiesen, dass mit Ausnahme von wichtigen Bewegungen keine anderen Bewegungen während des Namaz ausgeführt werden sollten.

 

Die neunzehnte Methode

Die Stellungen Qiyyam, Rukuh und Sajdah sollten regsam eingenommen werden. Dies bedeutet, dass man sich beim Aufrichten mit Festigkeit und Aktivität aufrichten sollte und nicht etwa ein Bein stärker belastet, so dass das andere Bein locker aufgestellt wird.

Die zwanzigste Methode

Nach meiner Ansicht sollte das Ego (Nafs) derart bestraft werden, dass wenn in einer Rakat andere Gedanken aufkommen, dann sollte jener Stelle des Gebetswortlauts nachgegangen werden, an welcher dieser Gedanke entstanden war, und sobald diese Stelle gefunden ist, sollte erneut von dort (mit den Worten des Gebets) begonnen werden.

 

Die einundzwanzigste Methode

Diese Methode ist in gewisser Hinsicht sehr großartig und ebenso auch sehr nützlich, nämlich dass sich die Gläubigen von allem Eitlen und Sinnlosen fernhalten (Der Heilige Qur’an: Sure Al-Mu’minun: (23:4)). In den Herzen jener Menschen, die sinnloses Tun gewöhnt sind, entstehen auch während des Namaz anderweitige Gedanken. Aber wenn sie so vorgehen, dass sie bereits von Tagesbeginn an solche Gedanken verdrängen, dann werden sie gar nicht erst in die Situation von Zerstreuung kommen.

Die zweiundzwangzigste Methode

Auch diese Methode ist großartig und erhebt (den Menschen) zu den höchsten Ebenen der Spiritualität. Als der Heilige Prophet MuhammadSAW gefragt wurde, was Gnade ist, antwortete erSAW: „Gott sollte derart angebetet werden, als ob der Mensch Ihn (hierbei) sehen könne. Zumindest aber sollte das Bewusstsein vorhanden sein, dass man selbst von Gott gesehen wird.“ Wenn Ihr Euch also für das Namaz aufrichtet, dann führt Euch dieses Bild vor Augen, nämlich dass Ihr Euch vor Gott eingefunden habt und Er Euch sieht.

 

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