Erste Ashra: Ashra der Barmherzigkeit

Die Erste Ashra: Ashra der Barmherzigkeit

„Die ersten zehn Tage sind die der Gnade, die mittleren zehn Tage die der Vergebung und die letzten Tage der Erlösung von der Hölle“

Einen Eindruck darüber, welch außerordentlichen Wert die Tage des Ramadan haben, gewinnt man dadurch, dass man sich vor Augen führt, dass der Heilige ProphetSAW sagte, dass Allah, der Erhabene, den Monat Ramadan in 3 Abschnitte unterteilt hat. ErSAW sagte:

„Es ist ein Monat, in dem der erste Teil, das Ashra der Barmherzigkeit Allahs ist. Der mittlere Teil ist das Ashra der Vergebung Allahs und der letzte Teil ist das Ashra der Errettung von der Hölle.“[1. Kitabu s-Saum, Hadith-Nr. 3336]

 

Hadhrat Khalifatul Masih VABA sagte:

„Es ist die unendliche Gnade Allahs, dass Er uns diese Möglichkeit gegeben hat. Jedoch sollte ein wahrhaft Gläubiger, der an Allah glaubt und auf Ihn vertraut und Taqwa (Gottesfurcht) in sich trägt, sollte sich nicht denken, dass er durch sein Fasten an diesen Tagen, die Allah zu besonderen Tagen gemacht hat, Erlösung gefunden hat. Es sind ohne Zweifel die Tage der Gnade, der Vergebung und der Errettung von der Hölle, jedoch haben wir wirklich Nutzen aus den Vorzügen dieser Tage gezogen? Die Gebote und Anweisungen Allahs und seiner Gesandten sind immer an Voraussetzungen geknüpft. Um einen Nutzen aus den Tagen der Gnade zu ziehen sind gewisse Voraussetzungen zu berücksichtigen, genauso sind Bedingungen daran geknüpft, um zu jenen zu zählen, denen Allah Vergebung in diesen Tagen gewährt und ebenso sind bestimmt Voraussetzungen einzuhalten, um Errettung vor der Hölle zu finden.“ [2. Freitagsansprache vom 10. Juli 2015]

Hudhure AqdasABA hat uns hier erklärt, wie wir diese Ashras begehen sollten und mit welchem Bewusstsein wir diese Tage erleben sollten.

Die Ashra der Barmherzigkeit

Die ersten zehn Tage des gesegneten Monat Ramadan hat Allah für Seine Gnade bestimmt. Bezugnehmend auf Gottes Attribut „Gnade“ sagt Seine Heiligkeit Hadhrat Khalifatul Masih VABA:

„Wenn Sie den Anspruch erheben gläubig zu sein, so sollten Sie stets die Gnade und Vergebung Gottes erhoffen.“

»Sprich: «O Meine Diener, die ihr euch gegen eure eigenen Seelen vergangen habt, verzweifelt nicht an Allahs Barmherzigkeit, denn Allah vergibt alle Sünden; Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige. Kehrt euch zu eurem Herrn, und ergebt euch Ihm, bevor die Strafe über euch kommt; (denn) dann werdet ihr keine Hilfe finden.«[3. Der Heilige Qur’an: Sure Az-Zumar (39:54f)]

Allah hat im Heiligen Qur’an in verschiedenen Versen in Bezug auf verschiedene Themen unterschiedlichen Menschen die Hoffnung gegeben, dass Er allverzeihend und gegenüber Seiner Schöpfung überaus gnädig ist. Der erste Vers, den ich eben rezitiert habe, beschäftigt sich mit eben diesem Thema. In diesem Vers verbirgt sich eine wunderschöne Botschaft für jeden Menschen, der sich aufgrund begangener Sünden vor Allahs Strafe fürchtet, die Barmherzigkeit Allahs aufzunehmen, an Seiner Vergebung und Gnade teilzuhaben. Kurzum, welch eine schöne Botschaft ist dies. Eine Botschaft, die Hoffnung gibt und der Hoffnungslosigkeit den Nährboden nimmt. Diese Botschaft ist es, die den Menschen nahelegt, dass Hoffnungslosigkeit eine Sünde ist. Diese Botschaft ist es auch, die uns sowohl vor unseren Schwächen schützt als auch vor den Fehlschlägen des Lebens schont. Denn es ist die Hoffnungslosigkeit, die mitunter zu Sünden verleitet sowie zu Fehlschlägen im Leben führt. Von demjenigen aber, der Empfänger der Barmherzigkeit Allahs wird, halten sich Enttäuschung und Misserfolg fern. Diese Botschaft ist es, die uns die Wege aufgezeigt, Allahs Gebote zu folgen Ihn zu lieben, sodass wir immer mehr die Nähe Allahs erlangen und dadurch stets Empfänger der Barmherzigkeit Allahs werden. Für all jene, die von ihrem Weg abgekommen sind, ist diese Botschaft ein hell beleuchteter Weg. All jenen, die spirituell tot sind, bringt diese Kunde Leben. Für all jene, die sich in den Fängen des Teufels befinden, ist dies eine frohe Botschaft der Freiheit.

Welch einen schönen Allah haben wir, der solch liebevolle Blicke auf uns wirft; der immer wieder zu seinen Gläubigen sagt:

[…] und verzweifelt nicht an Allahs Erbarmen; denn an Allahs Erbarmen verzweifelt nur das ungläubige Volk.[4. Der Heilige Qur’an: Sure Yusuf (12:88)]

So muss man, wenn man beansprucht ein Gläubiger zu sein, immer auf die Gnade und Barmherzigkeit Allahs hoffen. Aufgrund menschlicher Schwäche hast du dich bestimmten Lastern hingegeben. Du bist aber nicht von den Abgeratenen oder Irregegangenen einer. Sie sind es, die nicht die Gewissheit über (die Existenz von) Allah und Seine Barmherzigkeit haben. Dieser Missmut ist die Eigenart der Irregegangenen. Allah sagt im Heiligen Qur’an:

Er sprach: Und wer könnte verzweifeln an der Barmherzigkeit seines Herrn, wenn nicht die Verirrten?«[5. Der Heilige Qur’an: Sure Al-Hijr (15:57)]

Für sorgenbeladene Menschen und Menschen, die wegen ihrer inneren Zustände bekümmert sind, kann es keine schönere Botschaft geben, die Trost und Beruhigung des Herzens spendet.Über die Vergebung und Barmherzigkeit, die Allah im Fastenmonat Ramadan erteilt, wird in einer Überlieferung folgendermaßen berichtet:

Es wird berichtet, dass der Heilige ProphetSAW sagte: Allah hat es euch verpflichtet im Fastenmonat zu fasten und ich habe für euch mit der Einhaltung begonnen. Wenn jemand im Zustand des Glaubens und der Absicht einer guten Tat fastet, verlässt er seine Sünde derart, als ob ihn seine Mutter soeben gebärt hätte. Er ist sodann wie ein neugeborenes Kind.[6. Sunan Nasa‘i. Kitāb aṣ-Sayām. Bāb ḏikr iḫ- tilāf]

Es ist also überhaupt nicht unser Anliegen, wie die Unwissenden den Gott des Islam ansehen. Wir wissen, dass unser Gott uns weit mehr als unsere Eltern liebt. Er vergibt uns und Er ist ein Gott, der sich rasend auf seine Diener zubewegt, um sie zu vergeben.[7. Freitagsansprache vom 10. Juli 2015, Al-Fazal International 31. Juli – 6. August 2015]

Kurzum, Allah ist wohlwollend und gnädig zu seinen Menschen. Wenn der Mensch aber die Gebote Allahs überschreitet, lenkt er Allahs Zorn und Strafe auf sich. Kleinere Übertretungen und Fehltritte verzeiht Allah ständig. Wenn der Mensch aber das Maß bis aufs Äußerste überschreitet, dann tretet die Eigenschaft der Gerechtigkeit Allahs in Kraft, oder eine andere Eigenschaft. Im Allgemeinen jedoch umfasst Allahs Gnade jedes Ding. Allah lässt manches Mal sogar Seine Gnade walten, obwohl die Gerechtigkeit oder das Gesetz Allahs es erwarten lassen würde, dass eine Strafe erfolgt. Es ist aber wichtig sich hierbei zu erinnern, dass diese Tatsache nicht für einen Gläubigen gilt. Ein wahrer Gläubiger hat einen anderen Rang. Der Glaube erwartet, den eigenen Glaubenszustand aufrechtzuhalten und – soweit es die Kräfte gestatten – den Geboten Allahs zu folgen. Wenn jedoch nach all diesen Anstrengungen, aufgrund menschlicher Schwäche, eine Sünde begangen wird, dann bedeckt Allah, wenn man im Zustand des wahren Glaubens ist, diese Sünde mit Seiner Gnade. Es darf aber nicht der Fall sein, wie ich es in einer vorherigen Ansprache erwähnte, dass der Mensch über seine Sünden mutiger wird, und sagt, dass doch Allahs Gnade groß ist und man mache sich keine Sorgen darum. Solche Aussagen ziehen den Zorn Allahs auf sich. An einer Stelle erklärt der Verheißene MessiasAS diese Tatsache, wie die Gnade Allahs Seinen Zorn bedeckt: „Eine Warnung enthält im Grunde kein Versprechen. Bloß Allahs Heiligkeit verlangt danach, dass Er den Verbrecher bestraft. So teilt Er manches Mal diese Absicht auch den Empfängern Seiner Offenbarungen mit.“ Also benachrichtigt Er Seine Auserwählten, d.s. Gesandte und Propheten, die Offenbarungen von Ihm erhalten, dass jene Person sich immer mutiger in seinen Fehltaten wird; ich werde ihn nun bestrafen. Aber was geschieht dann tatsächlich? „Wenn darauf diese Person mit seiner Reue, der Bitte um Vergebung, mit seinem Weinen und Schluchzen der Sache gerecht wird, dann übertreffen die Forderungen der Gnade Allahs die Forderungen Seines Zorns.“ Manchmal wird die Strafe verkündet und das Strafmaß festgelegt, die Strafe wird unausweichlich auferlegt und die Entscheidung wird getroffen. Dennoch kann die Person, über die entschieden wurde, der Strafe entgehen, sofern sie bereut und um Vergebung bittet. So sagt der Verheißene MessiasAS:

„dann übertreffen die Forderungen der Gnade Allahs die Forderungen Seines Zorns. Und Allah versteckt und bedeckt Seinen Zorn.“ Allah vergibt ihm. Genau das ist die Bedeutung dieses Verses:

»«Ich treffe mit Meiner Strafe, wen Ich will; doch Meine Barmherzigkeit umfasst jedes Ding«[8. Der Heilige Qur’an: Sure Al-A`raf (7:157)]

[9. Tohfa-e-Ghaznawiyya. In Ruhani Khazain. Bd. 15. S. 537]

 

Allah sagt also, dass Seine Gnade Seinen Zorn überwiegt.

So sehen wir, dass Allah schuldigen Menschen nach Reue und der Bitte um Vergebung verzeiht. Auch jene, die sehr fortschreiten in ihren Sünden, für die eine Strafe schon bestimmt ist, vergibt Allah. So sagt der Verheißene MessiasAS, dass auch jene Straftäter, für die die Strafe notwendig gewesen ist, verschont werden, wenn sie schluchzen. So kann das Bereuen, die Bitte um Vergebung, das Weinen und das Schluchzen die Barmherzigkeit Allahs auf sich zieht. Dabei hat Allah manchmal Seinen Auserwählten schon Nachricht über die Strafe erteilt.

Hudhure AqdasABA sagt über die Gläubigen, die vom ersten Zehntel der Gnade im Fastenmonat Ramadan Nutzen ziehen: „Es ziemt sich nicht einem Gläubigen, sich zunächst den Geboten Allahs entgegenzustellen, dann aber zu bereuen und die Gnade Allahs zu suchen. Mit den Gläubigen ist ein anderes Beispiel verknüpft. Eine andere Art von Gnade ist es, die abhängig von den Taten ist. Das Versprechen darüber (die Gnade) ist an die Gläubigen gerichtet, die gute Werke tun auf dem Pfad der Gottesfurcht wandeln. So sagt Allah:

Wahrlich, Allahs Barmherzigkeit ist nahe denen, die Gutes tun.[10. Der Heilige Qur’an: Sure Al-A`raf (7:57)]

Das Wort „Muḥsin“ bedeutet, dass jemand mit anderen gut umgeht; er besitzt Gottesfurcht und Wissen; er erfüllt alle Aufgaben Allahs mitsamt ihren Bedingungen, die ihm auferlegt werden. So sagt Allah, dass Gnade jenen nahe ist, die nicht absichtlich sündigen; denjenigen, die stets im Gedenken Allahs beschäftigt sind und Sein Gedenken immer im Herzen tragen, da sie Allahs Strafe befürchten wegen ihrer begangenen Fehltritte. Jenen ist Allahs Gnade nahe, die nicht absichtlich Sünden begehen und falls sie versehentlich sündigen, so rufen sie gottesfürchtig nach Allah, dann werden sie Empfänger Allahs Gnade; dann werden ihre Gebete erhört. Es ist eine besondere Gnade Allahs, dass Er Gebet erhört. Er ist nicht dazu verpflichtet noch kann Ihn jemand dazu zwingen, dass Er unsere Gebete erhört. Allah sagt, dass seine Gnade jenen zukommt, die (Muḥsinīn sind) Gutes tun. Jene sind Empfänger Allahs Gnade, die ihr Leben mit voller Gottesfurcht führen. Jene sind Empfänger Allahs Gnade, die anderen Gutes tun und die Rechte anderer erfüllen.Wenn man also möchte, dass Gebete erhört werden, dann muss man zu einem Muḥsin werden. Man muss sich diese Bedeutungen von Muḥsin dabei vor Augen halten. Das ist also keine Kleinigkeit. Man kann nicht ein Muḥsin werden, indem man übliche Tugenden ausübt, vielmehr ist es notwendig, die eigenen Taten auf ein enorm hohes Niveau zu tragen, um diesen Rang zu erlangen. Der Heilige ProphetSAW hat „Muḥsin“ folgendermaßen beschrieben. Wenn man sich diese Definition betrachtet, dann erschreckt man sich und fragt sich: „Haben unsere Gebete diese Qualität? Ist unser Zustand derart, wie es der Heilige Prophet MuhammadSAW beschrieben hat, wenn wir eine Handlung ausüben – welche sie auch sein möge? Und was ist diese? Der Heilige Prophet MuhammadSAW sagt: Ein Muḥsin ist jener, der bei jeder seiner Taten darauf schaut, dass er Allah sieht. Diese Tatsache ist vor seinen Augen; oder zumindest, dass Allah ihn sieht. (Ṣaḥīḥ Buḫārī) Wenn wir nun solch einen Zustand in unseren Gebeten und bei anderen Taten stets einhalten, dann ist es nicht möglich, Falsches zu tun; wir würden nie vom Pfad der Gottesfurcht abweichen; es ist gar nicht möglich, dass wir mit jemanden schlecht umgehen; wir würden nie jemanden des Rechtes entbehren; vielmehr könnten wir nicht einmal daran denken, einer Person Schaden zuzufügen oder sie ihrer Rechte zu berauben. Kurzum, die Lehren des Islam sind derart: wo immer man anfängt, die Lehren zu befolgen – oder irgendein Gebot Allahs zu auszuüben; oder man betrachtet ein Befehl des Heiligen ProphetenSAW –, so würden sie uns allesamt zu der Erfüllung der Rechte Allahs und die Seiner Schöpfung führen. Wir wünschen uns sehr, dass unsere Gebete erhört werden und wir Empfänger Allahs Gnade werden. Wir strengen uns aber nicht an, diesen Rang zu erreichen – oder die Mehrzahl strengt sich nicht an, oder wir strengen uns nicht mit jener Stetigkeit an, die ein Gläubiger an den Tag legen sollte. Wir erfreuen uns zwar daran, dass wir den Zehntel der Gnade Allahs im Monat Ramadan erleben, fragen uns aber nicht, was wir alles machen müssen, um diese Gnade zu erlangen. Sind wir etwa wie jene Sündiger und Straftäter, die durch temporäres Weinen und Schluchzen die Gnade Allahs erhalten und vor einer Bestrafung verschont bleiben, die ihnen wegen einer bestimmten Straftat oder Straftaten hätte treffen sollen? Oder zählen wir schon zu den Muḥsinīn, die ihr Leben so ausrichten, dass sie versprechen, stets gottesfürchtig zu sein? Die versprechen, dass sie immer gut mit anderen umgehen werden? Jene, die versuchen den Fastenmonat Ramadan immerwährend dazu nutzen, reinen Wandel in sich zu auslösen? So sollten wir versuchen, diese Gnade zu erhalten und beständig daran zu arbeiten. Unsere Anstrengung sollte nicht temporär sein, die uns vor einer Strafe schützt, und dass wir mit dem Laufe der Zeit wieder auf unseren alten Zustand zurückfallen. In diesem einen Wort der „Gnade“ hat der Heilige ProphetSAW für unser Leben einen großen Schatz des Leitfadens hinterlassen: Nämlich sucht in den ersten zehn Tagen des Ramadan nach Gnade. Und wenn ihr diese Gnade gefunden habt, dann versprecht, dass ihr diese Gnade zu einem Teil eures Lebens machen werdet.[11. Freitagsanprache Hadhrat Khalifatul Masih VABA vom 10. Juli 2015, Al-Fazal International 31. Juli – 6. August 2015]

 

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