Die Art und Weise des Bittgebets (Dua) im Namaz & Vorgehensweise für die Gebetserhörung

Die Art und Weise des Bittgebets im Namaz & Vorgehensweise für die Gebetserhörung

Hadhrat Musleh Mau‘ud Khalifatul Masih IIRA hat am 16. März 1919 während der Jalsa Salana Qadian zum Thema Gotteserkenntnis eine sehr bedeutsame Ansprache gehalten, welche unter dem Namen „Irfan-e-Ilahi“ bekannt ist. Aus dieser Rede werden hier einige Zitate vorgelegt. Ebenso sind im Folgenden auch einige Zitate aus der Freitagsansprache vom 20. August 1982 von Hadhrat Hadhrat Khalifatul Masih IVRH über die Vorgehensweise für die Gebetserhörung angeführt.

Das Dua wird ohne Mittel nicht erfüllt

Hadhrat Musleh Mau‘udRA sagt:

„Folgendes sollte man sich besonders einprägen, nämlich dass es immer bestimmte Wege und Mittel gibt, wie man etwas erreichen kann. Wenn diese Mittel nicht eingesetzt werden, dann kann man jene Sache nicht erlangen. Es wird gesagt, dass man durch das Dua Gott erreichen kann. Zweifelsohne ist das Dua sehr großartig, doch braucht man neben diesem auch weitere Mittel, und solange man diese nicht einsetzt, wird das Dua auch nicht erfüllt. Zum Beispiel, wenn jemand nach der Heirat sich nicht seiner Frau nähert, aber weiterhin dafür betet, dass er Nachkommen bekommt, wird dann etwa sein Dua erhört werden? Natürlich nicht.

Wann profitiert man von einem Dua ohne Handlungen?

Das Dua ist erst dann nutzvoll, wenn man auch selbst handelt. Es gibt aber zwei Situationen, in denen das Dua ohne eigene Handlung Nutzen bringen kann. Einmal, wenn Gott Selbst dem Menschen gebietet, dass man für bestimmte Aufgaben nur beten, aber keine weiteren Anstrengungen unternehmen soll. Also, dass man keine offensichtlichen Mittel für jene Sache einsetzen soll. So wie Hadhrat Massih-e-MaudAS geboten worden war, dass er, um vor der Pest gerettet zu werden, verstärkt beten soll und weder er noch seine Gemeindemitglieder sich impfen lassen sollen. Obwohl diese Impfung ein Schutz vor der Pest gewesen war, hat Gott ihm verboten, diese durchführen zu lassen, und den Befehl zum Dua erteilt und durch die Gnade Allahs wurden die Mitglieder der Jamaat-e-Ahmadiyya im Vergleich zu denen, die sich impfen ließen, kaum von dieser Krankheit befallen. Die zweite Möglichkeit ist, dass der Mensch in einer Situation ist, in der er überhaupt nicht in der Lage ist, zu handeln. Zum Beispiel eine Person, die in einem Wald gefangen ist und deren Hände und Füße gefesselt sind, jene Person kann gar keine Handlung tätigen, für diese Person reicht es aus, nur zu beten. Aber wenn solche Hindernisse nicht vorhanden sind, dann ist mit dem Dua die eigene Handlung unabdingbar.

Aufrichtige Anstrengung ist eine Bedingung für Erfolg

Der Erfolg setzt voraus, dass Bemühungen unternommen werden, und zwar in der richtigen Art und Weise. So ist es beispielsweise für einen Schüler, der zwecks des Lernens die Schule besucht, notwendig, dass er Bücher erwirbt und diese liest. Wenn er allerdings keine Bücher erwirbt, stattdessen aber den ganzen Tag mit Bittgebeten verbringt, dass Allah ihm Wissen gewähren möge, so wird er etwa hierdurch (allein) Wissen erfahren erlangen? Natürlich nicht. Deswegen sind in sämtlichen Angelegenheiten sowohl das Dua als auch die eigene Anstrengung unerlässlich für die Erlangung von Erfolg. Und derjenige, der sich nicht hieran hält, der wird ungeachtet dessen, wie viel er auch beten oder wie viel Mühe er auch auf sich nehmen möge, niemals Erfolg erreichen.“[1. Irfan-e-Ilahi]

Vorgehensweise für die Gebetserhörung im Namaz

Hadhrat Khalifatul Masih IVRH führt aus:

„Ein Freund fragte mich, dass er im Namaz für seine Kinder, seine Eltern, für diesen und für jenen sowie für seine finanziellen Schwierigkeiten und andere Angelegenheiten beten möchte und welche Vorgehensweise hierfür gilt und auf welche Art und Weise er das Dua sprechen sollte. Ich sagte zu ihm, dass er im Namaz die Sura Al-Fatiha zu rezitieren pflegt und dass in dieser Sura der Vers „Dir allein dienen wir“ und gleich nachfolgend „zu Dir allein flehen wir um Hilfe“ vorkommt und dass er sich um die Bedeutung dieser Thematik bemühen sollte, denn dann wird es keine auch nur erdenkliche weltliche Angelegenheit mehr geben, über die dieses Bittgebet nicht obsiegen könnte. Allerdings ist es hierfür notwendig, dass die Bedeutung seines Inhalts verstanden wird. Seinen Sinngehalt nicht zu verstehen kommt dem Beispiel gleich, dass Sie zum Besitzer eines Vermögens werden und sich gar nicht bewusst sind, dass Sie dieses überhaupt besitzen. Dies verhält sich genauso wie die Situation mancher Häuser, unter denen Schätze begraben liegen. Wenn die Hausbewohner nicht wissen, dass sich bei ihnen Schätze befinden, dann haben sie natürlich auch keinen Nutzen davon. Es ist dann irrelevant, ob der Schatz überhaupt vorhanden ist oder nicht. Gleichermaßen verhält es sich mit den Bittgebeten im Namaz. Die Bittgebete des Namaz und insbesondere die in der Sura Al-Fatiha vorkommenden Bittgebete stellen außergewöhnliche Schätze dar, über die man sich wohl bewusst sein sollte, was sie eigentlich genau sind und in welcher Art und Weise sie zu nutzen sind. Und wenn Sie dann das Namaz verrichten, so wird sich dieses völlig verändert haben. Das, was ich immer wieder sage, nämlich dass Sie in sich die Liebe zum Schöpfer entwickeln sollten, wird sich dann auf diese Weise durch das Namaz ausbilden. Das heißt, Sie sollten zunächst das Namaz selbst verstehen lernen, nämlich, was das Namaz aussagt, welche Wirkung es in sich birgt, was es von uns erwartet, in welche Richtung es uns führt, in welchen Situationen es uns hilft und wie es wirkt. Ich sagte zu ihm, dass ich ihm zwei Bedeutungen von „Dir allein dienen wir und zu Dir allein fliehen wir um Hilfe“ vorlegen werde und wenn er diese versteht, so dürfte dies für ihn ausreichen.

Oh unser Herr! Nur Dich allein ersuchen wir um Hilfe

In den Worten „Dir allein dienen wir“ wird in der Form eines Bittgebets folgende Botschaft erbracht: Oh unser Herr, wir beten nur Dich allein an und wir möchten auch nur Dich allein anbeten. – Diese Worte tragen beide Aspekte in sich. „Wir dienen“ (Na’budu) birgt den Aspekt des Langanhaltenden in sich, nämlich dass wir nur Dich allein anbeten werden und wir diese Entscheidung gefällt haben und niemanden sonst anbeten werden. Folglich möchten wir niemandem außer Dir dienen. Der zweite Aspekt bezieht sich darauf, dass wir niemanden außer Dir anbeten. Was resultiert hieraus? Hieraus resultiert eine Fragestellung, nämlich dass wir eigentlich der Anbetung Gottes gar nicht gerecht werden können, denn wir sind zu schwach. Der Verheißene MessiasAS hat diesen wissensreichen Aspekt erläutert, dass die Gedanken eines Gläubigen sich damit beschäftigen, dass wir nicht in der Lage sind, das Namaz aufzurichten (Ikamat-us-Salat). Verschiedene Sorgen und Gedanken umklammern das Herz und viele andere Arbeiten sind zudem vorhanden, die man ebenfalls schnell erledigen möchte, so dass die Aufmerksamkeit sich ihnen zuwendet. Es gibt viele äußerliche Interessen, die sich als Götzen vor einem hinstellen. Der Mensch gerät in die Erschwernis, wie er im Namaz die Aufmerksamkeit aufrechterhalten kann. So sollte unmittelbar darauf die Antwort erfolgen „zu Dir allein flehen wir um Hilfe“: Oh unser Herr, wir ersuchen nur allein Deine Hilfe und werden auch stets nur Deine Hilfe erbitten, wir werden uns nie jemand anderem zuwenden und um Hilfe anrufen. Wenn wir also nun mit aufrichtigem Herzen Dich anbeten möchten, dann gewähre uns Du, Den wir anbeten, denn Du bist der Meister und bist allmächtig, wir aber sind weder Meister noch mächtig, wir haben bereits ausgesprochen, dass nur Du allein unser Herr bist und niemand sonst ist dies, so gewähre uns Du unser Gott die Befähigung, Dich anzubeten. Dich allein bitten wir um Hilfe. Richte Du unser fallendes Namaz wieder auf. Tröste Du unsere sinkenden Herzen und ermögliche es uns, den Anforderungen Deiner Anbetung gerecht zu werden. Der zweite Aspekt von „Dir allein dienen wir“ besteht darin, dass wir nun nur noch Dich allein anbeten werden.

Alle anderen sind falsche Götter, die wir verlassen haben

Alle anderen sind falsche Götter und wir haben sie verlassen. Keinen einzigen Götzen haben wir zurückbleiben lassen. Nirgendwo sonst haben wir Beistand gesucht. Wenn wir nun gehen würden, wohin sollten wir denn nun überhaupt gehen. Wir befinden uns in Schwierigkeiten, wir sind von Nöten eingekreist. Wen sonst außer Dir haben wir noch? Wohin sollen wir gehen, wenn wir Dich verlassen? Wenn wir nur Dir allein dienen und uns nur vor Dir allein niederwerfen, so stille auch Du unsere Bedürfnisse. – Und hierfür wurde sogleich auch das Bittgebet gelehrt „zu Dir allein flehen wir um Hilfe“, nämlich dass wir nur Dich zur Hilfe ersuchen.

Achten Sie nun auf die Weiterentwicklung dieses Bittgebets zum zweiten Aspekt von „Dir allein dienen wir“ bis hin zu „zu Dir allein flehen wir um Hilfe“

Gibt es noch irgendeine Schwierigkeit des Lebens, auf die dieses Dua nicht anwendbar ist?

Welche Schwierigkeit der Welt kann noch existieren, auf die sich dieses Dua nicht beziehen könnte. Wenn einem eine Krankheit befällt, wenn man sich mit einer Problematik konfrontiert sieht, wenn während des Reisens oder Rastens eine Komplikation auftritt, zum Beispiel beim Fahren der Motor aufgibt, dann können Sie ebenfalls mittels des Bittgebets „Dir allein dienen wir und zu Dir allein flehen wir um Hilfe“ die Schwierigkeit lösen. Wenn eine nahestehende Person erkrankt ist, wenn man sich vor der Schwäche des Glaubens fürchtet, wenn man von finanziellen Nöten ergriffen ist, wenn einem auf dem Weg zur Karriere Schwierigkeiten begegnen oder wenn in Gerichtsverfahren die Probleme Überhand nehmen, – es gibt viele unterschiedliche Problematiken, die in Tausend verschiedenen Gesichtern auftreten und den Menschen ergreifen können. Wenn also ein Problem auftritt oder sich ein Unglück ereignet, kurzum in jeder Situation, ist im Dua „Dir allein dienen wir und zu Dir allein flehen wir um Hilfe“ für den Betenden ein Weg zur Erlösung vorhanden.

Genügt Allah etwa nicht Seinen Dienern?

So hat dieses Bittgebet zwei Aspekte. Der Mensch ist zum Dua „zu Dir allein flehen wir um Hilfe“ jedoch erst dann berechtigt, wenn er zuvor „Dir allein dienen wir“ gerecht geworden ist. Denn falls es der Unwahrheit entspricht, dass wir Allah dienen, dann muss sich zwangsläufig auch das Dua „zu Dir allein flehen wir um Hilfe“ als unrichtig herausstellen. Beides ist derart miteinander verknüpft und verwoben und besitzt eine solche enge Bindung, dass durch die Stärke des einen auch der andere erstarkt. Wenn ein Mensch tatsächlich Gott anbetet und nicht jemand anderes, dann hat er sich wahrhaftig von allem außer Gott losgelöst. In einem solchen Falle kann dann gar nicht mehr die Frage aufkommen, dass das Bittgebet „zu Dir allein flehen wir um Hilfe“ erfolglos verbleibt. Es ist unmöglich, dass der Ruf eines solchen Menschen kein Gehör findet. Dass sind die Menschen, für die Allah sagt: Genügt Allah etwa nicht Seinen Dienern? – Mein Ergebener, du bist zu Meinem Diener geworden, Ich habe Dich zu meinem Ergebenen gemacht, und wenn du nun Meine Hilfe ersuchst, dann gebe ich dir folgende Antwort: Genügt Allah etwa nicht Seinen Dienern? Wenn du mich für dich als genügend erachtet hast, dann werde Ich dir nun auch zeigen, dass ich tatsächlich genüge. – Das ist jener Rang, nach deren Erlangung der Mensch von jeglichen Sorgen befreit und allen Befürchtungen erhaben ist.

Meine Diener sind dann von allen Abgöttern befreit

Gott nahe stehend beginnt er dann, ein Leben mit Seiner Gnade und Barmherzigkeit zu führen. Über solche Menschen sagt Gott:

»Über Allahs Freunde soll keine Furcht kommen, noch sollen sie trauern.«[2. Der Heilige Qur’an: Sure Yunus: (10:63)]

Wenn manche Menschen zu meinen Freunden werden, durch den Weg des Gebets eintreten und auf den Pfaden Meiner Freundschaft wandelnd zu Mir gelangen, dann – so erklärt Allah – bleibt es auch nicht mehr länger nötig, dass sie Mich in jeder Angelegenheit anflehen, denn ihr gesamtes Wesen und ihr gesamtes Leben ist dann bereits selbst zu einem Flehen geworden. Es heißt:

»Über Allahs Freunde soll keine Furcht kommen, noch sollen sie trauern.«[3. Der Heilige Qur’an: Sure Yunus: (10:63)]

Das bedeutet, dass sie niemals, in keiner einzigen Situation von Furcht ergriffen werden, denn auch Furcht ist ein Abgott. In keiner Situation werden sie von Trauer übermannt, denn Trauer ist ebenfalls ein Abgott. Sie aber sind dann bereits von allen Abgöttern befreit.

In diesen sieben Versen sind unzählige Aspekte der Gotteserkenntnis verborgen

Jedes Gebet nur auf Gott allein zu beziehen ist folglich jene Thematik, welche uns durch die Sura Al-Fatiha gelehrt wird. Wenn Sie also die Sura Al-Fatiha mit Bedacht rezitieren, dann werden Sie in den sieben Versen (dieser Sura) nicht nur einen einzigen Sinngehalt, sondern unzählige Aspekte der Gotteserkenntnis erfassen und Sie werden einen niemals endenden Schatz erhalten. Lesen Sie diese deshalb sorgfältig, mit Liebe und Zuneigung, denn genau dies ist die Liebe Gottes. Und als Ergebnis dessen werden Ihre Herzen durch Gottes Gnade gereinigt und geläutert werden. Und als Ergebnis dessen werden Sie ebenfalls immerwährendes Leben erhalten und das Paradies erwerben.“[4. Mashal-e-Rah, Band 3, Seite 18-21]

 

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