Lästern, üble Nachrede und das Hüten der Zunge
Eine sehr positive Eigenschaft der Gläubigen ist, dass Andere vor ihrer Zunge und ihrer Hand sicher sind. Sie sind stets darum bemüht, miteinander zu wetteifern in der Vollbringung rechtschaffener Taten. Allah sagt in Seiner heiligen Schrift, dem Heiligen Qur’an, über den Heiligen Propheten MohammadSAW folgende wunderschöne Worte:
»Es geschieht um Allahs Barmherzigkeit willen, dass du zu ihnen milde bist; und wärest du schroff, hartherzig gewesen, sie wären gewiss rings um dich zerstoben.«[1. Der Heilige Qur’an: Sure Aal-e-`Imran (3:160)]
Herzensgüte, Höflichkeit und Wohlwollen gegenüber Anderen zu hegen, und stets bemüht sein darum, dass Andere durch einen Selbst nicht zu Schaden kommen oder verletzt werden, dies sind solche Eigenschaften, die die menschliche Gesellschaft insgesamt stärken. Lästern und der Gebrauch harscher Sprache sind Waffen unmoralischen Verhaltens, die menschlichen Beziehungen großen Schaden zufügen können. Daher lehrt die der menschlichen Natur entsprechende Lehre des Islam den liebevollen und mildtätigen Umgang miteinander.
Allah hat in den ersten Versen der Sura Al Humazah vor dem unglückseligen Ausgang von Lästerern gewarnt, indem Er sagt:
»Wehe jedem Lästerer, Verleumder«[2. Der Heilige Qur’an: Sure Al-Humazah (104:2)]
Wahre Schwäche eines anderen in dessen Abwesenheit zu äußern, ist Lästern:
Hadhrat Musleh Mau’udRA führt aus:
„Lästern bedeutet, dass man eine wahre Schwäche oder einen wahren Fehler seines Bruders in dessen Abwesenheit erwähnt. Dies ist ebenso verboten und der Islam untersagt dies strengstens. Aber obwohl der Heilige Prophetsaws diese Angelegenheit deutlich erklärt hat und der Heilige Qur’an sich dazu äußert, ist es doch noch oft so, dass jemand, wenn man ihm sagt, dass er nicht lästern soll, sofort antwortet: „Ich lästere doch nicht, das , was ich erzähle, ist absolut wahr.“ Obwohl der Heilige ProphetSAW doch schon in dieser Angelegenheit entschieden und sich darüber klar und deutlich geäußert hat. Aber dennoch, wenn man jemanden davon abhalten will, sagt derjenige, dass es kein Lästern sondern die Wahrheit sei. Dabei entspricht doch eben das Erwähnen der Schwäche eines anderen in dessen Abwesenheit Lästern, und falls das, was man erzählt, nicht wahr ist, dann ist man kein Lästerer sondern ein Lügner und Verleumder. Dies sind Angelegenheiten, denen man Aufmerksamkeit schenken muss, jedoch, obwohl diese Punkte immer und immer wieder erwähnt werden und die Leute diese hören, haben sie doch nicht das Bestreben danach, die Wahrheit zu erfahren. Also sollte man diese Dinge immer wieder betonen, und diese Angelegenheit gründlich verstehen, dass solange der Körper nicht vollkommen ist, auch die Seele des Glaubens nicht erhalten bleiben kann. Es ist also so, als ob der Glauben eine Seele ist und die gute Moral ist der Körper dieser Seele.“[3. Mashal-e- Raah, Band 1, Seite 271]
Lästern zerrüttet die Gesellschaft
Hadhrat Khalifatul Masih VABA erklärt:
„So ist zum Beispiel das Lästern: sich hinter jemandes Rücken über ihn negativ zu äußern, unabhängig davon, ob diese Schwäche in dieser Person vorhanden ist oder nicht. Wenn man über die Fehler von jemandem in seiner Abwesenheit redet, dann ist dies Lästern, und wenn der Heilige ProphetSAW das Bai’at-Gelübde entgegennahm, dann nahm er insbesondere das Gelübde darüber ab, dass man sich des Lästerns enthalten würde. Dieses Laster ist also von besonderer Bedeutung, denn es zerrüttet die Gesellschaft. So entsteht gegenseitiger Hass, und dann führt dies auch so manches Mal zu Streitigkeiten und Unruhe in der Jamaat. Und eben aus diesem Grund hat sich auch der Verheißene MessiasAS mit Nachdruck über diese Untugend geäußert.
Er sagte:
„Unsere Jamaat-Mitglieder sollten, wenn sie eine Schwäche eines Bruders bemerken, für ihn beten. Aber wenn sie nicht beten, und dies durch Gerede weiterverbreiten, dann begehen sie eine Sünde. Was für einen Makel gibt es, der nicht ausgemerzt werden könnte? Daher sollte man seinem Bruder immer durch das Gebet (Dua) helfen.“
Weiter sagt erAS:
„Ein Sufi hatte zwei Schüler. Einer betrank sich und fiel bewusstlos in die Straßenrinne. Der andere beschwerte sich beim Sufi. Dieser sagte zu ihm: „ Du bist sehr unhöflich, dass Du Dich über ihn beschwerst, statt zu ihm zu gehen und ihn hochzuheben.“ Sofort ging dieser Schüler sodann und half dem Mitschüler hoch und brachte ihn weg. Der weise Gelehrte sagte daraufhin: „Einer hat sehr viel getrunken, aber der andere hat wenig getrunken, dass er ihn hinaufhilft und wegbringt.“ Der Verheißene MessiasAS sagt: Der Sufi meinte damit: „Warum hast Du über Deinen Bruder gelästert?!“ Weiter sagte erAS: „Als man den Heiligen ProphetenSAW über das Lästern befragte, erklärte er: Wenn man über jemanden in dessen Abwesenheit so redet, wie es ihm nicht gefallen würde, wenn er anwesend wäre, so ist das Lästern. Und wenn diese Eigenschaft in ihm nicht vorhanden ist, und man darüber redet, so ist das Verleumdung.“[4. Mashal-e- Rah, Band 5, Teil 3, Seiten 8-9]
Allah lehrt uns im Heiligen Qur’an:
»Und füge dich nicht irgendeinem verächtlichen Schwüremacher, Verleumder, einem, der herumgeht, üble Nachrede zu verbreiten.«[5. Der Heilige Qur’an: Sure Al-Qalam (68:11/12)]
Derjenige, der üble Nachrede betreibt, wird nicht in das Paradies eingehen können
Hadhrat Abu HurairaRA berichtet, dass der Heilige ProphetSAW sagte: „Der übelste Mensch ist derjenige, der zwei Münder hat. Zu einem kommt er und sagt etwas, und zum anderen geht er, und sagt dann etwas Anderes, dies bedeutet, er ist ein großer Heuchler und üble Nachrede Betreibender.“[6. Muslim Kitaab-ul- Barru as Salaat, Kapitel Zamzi Al Wajhien, Hadeeqat-us-Salehien, Hadith-Nr. 872]
Ebenso sagte der Heilige ProphetSAW: „Derjenige, der üble Nachrede betreibt, wird nicht in das Paradies eingehen können.“[7. Bukhari, Kitaab-ul-Adab, Hadeeqat-ul-Salehien, Hadith-Nr. 874]
Hütet Eure Zunge:
Hadhrat UqbahRA berichtet: „Ich fragte den Heiligen ProphetenSAW, wie man Erlösung erhalten kann. ErSAW sagte: „Hüte Deine Zunge. Dein Heim sollte Dir genügen, das heißt hüte Dich vor Gier. Wenn Dir ein Fehler unterläuft, dann bitte Allah Ta’ala reuig um Vergebung.“[8. Tirmidhi, Abwab al Zuhad, Kapitel Hifz ul Ehsaan, Hadieqatus Salehien, Hadith-Nr. 867]
Eine weitere Aussage des Heiligen ProphetenSAW lautet:
„Derjenige, der andere verhöhnt, andere verflucht, beleidigende Sprache gebraucht oder nutzloses Gerede von sich gibt, kann kein Gläubiger sein.“[9. Tirmidhi, Kitaab ul Barru as Salaat, Kapitel Fil laanat, Hadieqatus Salehien, Hadith-Nr. 869]
Hadhrat Abu HurairahRA berichtet, dass der Heilige ProphetSAW sagte: „Wisst Ihr, wer armselig ist?“ Wir antworteten: „Jemand, der kein Hab und Gut besitzt.“ Der Heilige ProphetSAW sagte: „ In meiner Ummah ist derjenige armselig, der am Tag des jüngsten Gerichts, zwar solche Taten wie das Gebet (Namaz), das Fasten und das Entrichten von Zakaat mit sich bringen wird, aber er wird jemanden beschimpft haben, jemanden verleumdet haben und sich an jemandes Vermögen vergangen haben. Und er wird unrechtmäßig jemandes Blut vergossen haben oder jemanden geschlagen haben. Also werden jenen, die durch ihn Unrecht erlitten haben, seine guten Taten zugeteilt werden, sogar dahingehend, dass wenn seine guten Taten nicht ausreichen, das Unrecht auszugleichen, so werden die Sünden derjenigen, die Unrecht erlitten, ihm übertragen werden, und so wird er, statt das Paradies zu erlangen, in die Hölle eintreten. Diese Person ist eigentlich armselig.“[10. Muslim, Kitaab ul Barru as Salaat, Kapitel Tahriem us Zulm, Hadieqatus Salehien, Hadith-Nr. 856]
Verwenden Sie stets höfliche und anständige Sprache
Hadhrat Khalifatul Masih VABA erläutert:
„Dann ist in diesem Hadith als Kennzeichen eines Heuchlers genannt, dass er, wenn er streitet, beleidigende Sprache und Beschimpfungen gebraucht. Denken Sie daran, falls es auch einmal zu Unstimmigkeiten mit jemandem kommen sollte, sei es ein Bekannter oder ein Fremder, so sollten Sie niemals Schimpfworte gebrauchen. Die Sprache eines Ahmadi sollte stets höflich und anständig sein. Denn allein der Gebrauch eines Schimpfwortes bedeutet, dass Sie lügen und keine Argumente mehr haben, dass sie keine Beweise für Ihre Aussagen haben, weswegen Sie dann in Wut geraten und beginnen, Beleidigungen und Beschimpfungen auszustoßen. Daher sollte ein Ahmadi niemals in dieser unwürdigen Art und Weise handeln, und insbesondere die Jugendlichen und auch Kinder, die bald Jugendliche sein werden, sollten diesem Punkt besondere Aufmerksamkeit widmen. Und jeder Ahmadi Khadim und Tifl sollte sich einprägen, dass er eine höfliche Sprache verwenden soll. Er sollte niemals bei Unstimmigkeiten mit irgendjemandem oder in der Situation irgendwelcher Höhen und Tiefen, Unwahrheiten äußern. Und keine Beleidigung oder Schimpfworte jeglicher Art oder unschöne Äußerungen sollten aus seinem Mund kommen. Und wenn Sie sich derart verhalten werden, dann wird ebendies zu einem Beweis Ihrer Wahrhaftigkeit werden. [11. Freitagsansprache]
Hadhrat Masih Mau’udAS sagte: „Solange ein Mensch sich nicht tatsächlich vom Lügen abwendet, kann er nicht spirituell rein werden. Törichte weltlich eingestellte Menschen können sagen, dass es kein Auskommen ohne Lügen gibt. Es ist die Aufgabe von weltlich eingestellten Menschen zu sagen, dass man nicht auskommen könne, ohne zu lügen. Dies ist eine wertlose, unanständige Aussage. Wenn es mit der Wahrheit kein Auskommen gibt, dann durch das Lügen erst recht nicht. Ohne Allahs Gnade und Segen gibt es auf keinen Fall ein Auskommen. Solche Leute erachten die Lüge als Gott und Problemlöser. Daher hat Allah im Heiligen Qur’an die Unsittlichkeit des Götzendienstes mit der Lüge verbunden. Seid daher sicher, dass wir nicht einen Schritt, geschweige denn einen Atemzug tun können ohne Allahs Gnade und Segen.“[12. Mashal-e- Rah, Band 5b, Seite 110]
Durch die Zunge kann Liebe wachsen, aber auch Streit und Gewalt entstehen
Hudhur-e-AqdasABA erläutert:
„Die Zunge ist ein solches Ding, durch das Liebe wachsen kann, aber auch Streit und Gewalt entstehen können. Der richtige Sprachgebrauch ist sehr wichtig. Der Heilige Prophetsaws nannte in Beantwortung einer Frage eine Tugend des Islam, dass man sinnloses Gerede aufgeben soll. Nutzloses und schwachsinniges Gerede sollte vermieden werden, auch solches Gerede soll man vermeiden, durch das Andere verletzt werden können.[13. Mashal-e Rah, Band 5c, Seite 226]
Allah erwähnt im Heiligen Qur’an eine sehr liebenswerte Tugend der Gläubigen folgendermaßen:
»Die da spenden in Überfluss und Mangel, die den Zorn unterdrücken und den Mitmenschen vergeben; und Allah liebt, die da Gutes tun«[14. Der Heilige Qur’an: Sure Aal-e-`Imran (3:135)]
Der Verheißene MessiasAS erzählt folgende Begebenheit über den nachsichtigen, huldvollen Umgang von Hadhrat Imam HusseinRA mit seinem Diener und darüber, wie erRA seinen Zorn unter Kontrolle hatte:
„Ein Diener brachte Hadhrat Imam HussainRA eine Tasse Tee. Als er näher kam, fiel ihm die Tasse aus der Hand und Imam HusseinRA auf den Kopf. Durch den Schmerz, den er empfand, blickte er zornig zum Diener. Dieser sagte leise: „die den Zorn unterdrücken“ (Sura Al Imran : Vers 135), als Imam HusseinRA dies hörte, sagte er „Kazmat – (Ich unterdrücke den Zorn)“ Da sagte der Diener dann: „und den Mitmenschen vergeben“ (Sura Al Imran : Vers 135) Bei „Kazm“ unterdrückt man den Zorn und zeigt ihn nicht, aber innerlich ist man nicht ganz einverstanden, daher wird die Bedingung des Verzeihens damit verbunden. Daraufhin sagte Hadhrat Imam HusseinRA dann: „Ich hab Dir verziehen.“ Und las dann weiter: „und Allah liebt, die da Gutes tun“ (Sura Al Imran : Vers 135) Allah liebt diejenigen, die nach dem Unterdrücken von Zorn („Kazm“) und dem Verzeihen auch fromme Werke vollbringen. So sagte Hadhrat Imam HusseinRA: „Geh, ich lasse Dich frei.“ Die Vorbilder der Rechtschaffenen sind derart, dass sie durch das Verschütten einer Tasse Tee ihre Freiheit erlangen konnten. Daran ist zu sehen, dass dieses Vorbild nur aufgrund dieser hohen Prinzipien entstehen konnte. Allah sagt: „Sei darum aufrecht“ (Sura Hud : Vers 113) Es soll also keinerlei Krümme durch schlechte Taten vorhanden bleiben. Dann werde Ich mit euch zufrieden sein. Werdet selbst rechtschaffen und fordert auch andere dazu auf. Wie schwierig war es den Arabern, den rechten Weg zu weisen.“[15. Malfuzaat, Band 1, Seiten 179-180]
Wenn Allah Ta’ala schon am Eingang steht, dann ist Sein Eintreten nicht mehr verwunderlich
Der Verheißene MessiasAS sagt:
„Eine weitere Angelegenheit ist wichtig, die sich unsere Jamaat-Mitglieder aneignen sollten, und dies ist, dass man seine Zunge vor nutzlosem Gerede hüten sollte. Die Zunge ist die Pforte des menschlichen Wesens, und durch den Gebrauch anständiger, reiner Sprache ist es dann so als ob Allah in den Eingang des menschlichen Wesens tritt. Und wenn Allah Ta’ala schon am Eingang steht, dann ist Sein Eintreten nicht mehr verwunderlich.“[16. Malfuzaat, Band 2, Seite 182, Neue Ausgabe]
Referenzen: