Die Stellung des Khilafat und unsere Verantwortung

Diese Einheit, die sich vom kleinsten Teilchen des Universums bis zur größten Galaxie erkennen lässt, lenkt nicht nur unsere Aufmerksamkeit auf die Einheit Gottes, sondern enthält auch eine wunderbare Lehre für das soziale Leben der Menschheit, nämlich, dass jedes System der Welt, jedes Geschäft ohne eine zentrale Schaltstelle unvollständig ist, dass die Gesellschaft ein System zum Zusammenleben braucht, in dem es ein solches Zentrum geben sollte, dem sich jeder Einzelne unterordnet. In diesem System liegt der Erfolg der Menschheit und davon hängt der Fortschritt ab.

Soweit es die Struktur in einer sozialen Gesellschaft betrifft, ist es in jeder Region, jedem Land und jedem Stamm der Welt vorzufinden und seine Präsenz ist ein klarer Beweis dafür, dass es sich tatsächlich um den Ruf der Natur handelt. Aber die Veränderungen, Umwälzungen, Revolutionen und Unruhen, die in diesen Systemen stattgefunden haben, haben zu der Überzeugung geführt, dass dies keine funktionierenden Systeme sind.

Sie haben nicht den natürlichen Geist der Zentralisierung, der dem Willen des allmächtigen Gottes entspricht. Gott möchte, dass die Menschheit ein friedliches Leben führt, dass sie in dieser Welt mit vollkommener Zufriedenheit lebt.

Wenn wir verschiedene Systeme auf der ganzen Welt studieren, finden wir in Anbetracht dieses Ziels die Antwort einzig und allein in dem offenbarten Buch Allahs, dem Heiligen Qur’an.

»Verheißen hat Allah denen unter euch, die glauben und gute Werke tun, dass Er sie gewisslich zu Nachfolgern auf Erden machen wird, wie Er jene, die vor ihnen waren, zu Nachfolgern machte; und dass Er gewisslich für sie ihre Religion festigen wird, die Er für sie auserwählt hat; und dass Er gewisslich ihren (Stand), nach ihrer Furcht, in Frieden und Sicherheit verwandeln wird: Sie werden Mich verehren (und) sie werden Mir nichts zur Seite stellen. Wer aber hernach undankbar ist, das werden die Empörer sein.«[1. Der Heilige Qur’an: Sure An-Nur (24:56)]

Das von Gott in diesem Vers erwähnte System ist das himmlische System, das von Gott selbst geleitet wird. Die Verfassung dessen hat er in Form eines ewigen und vollkommenen Buches offenbart, dem Qur‘an, das der menschlichen Natur entspricht. Diese Institution wird Khilafat genannt, die nach dem Tod des Beauftragten und Propheten Gottes errichtet wird und so lange besteht, solange die Menschen die Bedingungen dieser Institution erfüllen.

Khilafat bedeutet wörtlich Stellvertreter und Nachfolger und der Begriff bezieht sich auf den Nachfolger des Propheten. Der Gründer der weltweiten Ahmadiyya Muslim Jamaat, der Verheißene Messias^AS sagt:

„Kalif bedeutet Nachfolger, der den Glauben reformiert. Diejenigen, die anstelle der Propheten kommen, um die Dunkelheit zu beseitigen, die sich nach der Zeit der Propheten ausbreitet, werden Kalifen genannt.“[2. Malfūẓāt, Bd. 4, S. 383]

So ist das Khilafat die Nachfolge des Prophetentums und der Kalif führt mit der Leitung Gottes die große Mission fort, die vom Propheten begonnen wurde, indem er den vom Propheten markierten Pfaden folgt und voranschreitet.

Er führt nicht nur die Pläne und Entwürfe des Propheten zur Vollendung, sondern entwirft auch neue Programme und Konzepte, um den Zweck der Wiederbelebung zu erfüllen und somit den Glauben zu reformieren. Also sendet Gott einen Propheten zur Reformation Seiner Diener. Ihre Aufgabe besteht aber lediglich darin, den Samen zu säen. Sie machen nur den Beginn ihrer Mission, das Fundament wird gelegt, und nach ihrem Ableben entsteht das Kalifat als fester Bestandteil des Prophetentums und vollendet die Mission. Das ist ein alter Brauch Gottes. So sagte auch der Heilige Prophet^SAW:

Nach dem Ende von jedem Prophetentum, wurde das Khilafat etabliert.[3. Kanzul ummaal, Bd. 6, S. 119]

Wenn wir rein hypothetisch annehmen, dass es nach dem Prophetentum nicht die Institution des Khilafat gäbe, dann -bewahre Gott- würde das heißen, dass Gott einen Plan in der Welt erlassen hat, aber dieser Plan noch nicht erfüllt war und Gott indes die etablierte Institution eigenhändig vernichtet hätte. Als wäre es eine Blase gewesen, die auf der Meeresoberfläche auftauchte und dann nach ein paar Sekunden für immer in den mächtigen Wasserwellen verschwand.

Daher entspricht es der Erhabenheit Gottes, dass es nach dem Tod des Propheten eine Nachfolge für ihn gibt, die danach strebt, die Mission dieses Propheten zu erfüllen.

Der Verheißene Messias^AS schreibt, über die Notwendigkeit und Wichtigkeit der Etablierung der Institution des Khilafat folgendes:

„Gottes Wort offenbart mir, […] Allah wird dieser Bewegung aber vollkommenen Erfolg gewähren; zum Teil durch meine Hand und zum Teil nach mir. Es ist die Handlungsweise Gottes die Er, seitdem Er die Menschen auf dieser Erde erschaffen hat, zu zeigen pflegt, dass Er nämlich Seinen Propheten und Gesandten hilft und ihnen die Oberhand gewährt. […] Ebenso bestätigt Gott durch kraftvolle Zeichen ihre Wahrhaftigkeit und lässt durch ihre eigene Hand den Samen jener Wahrheit säen die sie in der Welt zu verbreiten trachten. Jedoch lässt Er sie dieses Werk nicht durch ihre eigene Hand vollenden, sondern schenkt ihnen den Tod zu einem Zeitpunkt, der anscheinend die Furcht vor einer Niederlage in sich birgt und den Gegnern Gelegenheit zu Belustigung und Polemik gibt. Nachdem sie aber Spott getrieben haben, manifestiert Er die andere Seite Seiner Macht. Er schafft Bedingungen durch die jene Ziele, die bis zu einem gewissen Grad unvollendet gewesen waren, ihre Vollendung erreichen.“[4. Das Testament – Al-Wasiyyat, S. 6/7]

Kalifat ist ein göttlicher Segen und wird deshalb auch Kalifat der Barmherzigkeit genannt. Derjenige, der auf dieser Position ist, ist eine gesegnete Person. Hadhrat Seyed Muhammad Ismail Shaheed schreibt in seinem Buch Mansabe Khilafat:

„Der Imam ist wie der gesegnete Sohn des Propheten. Alle großen Männer der Ummah und die Geistigen der Nation sind wie Diener, Gehilfe und Ergebene. So wie es für alle großen Königreiche und Mitglieder der Regierung notwendig ist, dem Prinzen Respekt und Achtung zu zollen, so wie sie verpflichtet sind ihn anzuflehen, eine Auflehnung gegen ihn auf Verrat und ihm gegenüber Hochmut auf ein schlechtes Ende deuten würde. Genauso bedeutet Ergebenheit und Demut in der Gegenwart eines jeden fähigen Meisters ein Segen im Dies-und Jenseits. Das eigene Wissen und die eigene Fähigkeit in seiner Gegenwart als etwas Besonderes zu erachten, bedeutet das Übel beider Welten. Mit ihm vereint zu sein bedeutet, mit dem Propheten vereint zu sein, und sich von ihm zu entfremden, bedeutet, sich vom Propheten zu entfremden.“[5. Mansabe Imamat, S. 79]

Der Kalif der Zeit nimmt nach dem Propheten eine hohe und einzigartige Position ein. Gott ernennt ihn, und stellt ihn auf und unterstützt ihn in jeder Hinsicht. Er segnet ihn mit Wissen über die Welt und lehrt ihn Selbst Weisheiten. Er bereichert ihn mit der Übersetzung des Heiligen Qur‘ran, Bedeutungen, Geheimnissen, Verschlüsselungen, Fakten und tiefen Erkenntnissen, wodurch er den Heiligen Qur’an am besten versteht und interpretieren kann.

Gott selbst führt ihn durch jede schwierige Phase und befähigt ihn, jede Herausforderung zu meistern. Daher ist es zwingend erforderlich, ihm alle Arten von Befehlsgewalt zu erteilen und die Führung von Kampagnen anzuvertrauen. Und jeder Mensch, ob er ein Aktionist oder ein Anhänger, ein Gelehrter oder ein Laie, ein Kenner oder ein Nicht-Kenner ist, sollte sich vor ihm als unbedeutsam betrachten, vor ihm seiner Zunge Einhalt gewähren, sich nicht gegen ihn auflehnen und niemals versuchen seine Autorität selbst zu bestimmen. Vielmehr verlangt seine Autorität, dass ihm selbst diese Arbeit überlassen wird.

Hadhrat Khalifatul Masih I^RA sagte einst:

„Es wird behauptet, dass die einzige Aufgabe des Kalifen darin bestehen würde, Gebete zu leiten und Treuegelöbnisse abzunehmen. Diese Aufgabe kann auch nur ein einziger Kleriker übernehmen, dafür braucht man keinen Kalifen. Ich schere mich nicht einmal um solch ein Treuegelöbnis.

Das wahre Treuegelöbnis bedeutet, dass vollkommener Gehorsam eingehalten und von keinem einzigen Befehl des Kalifen abgewichen wird.“[6. Tareekh-e Ahmadiyyat, Bd. 3, S. 262]

Wahrer Gehorsam hebt die Menschen auf den Rang der Gefährten des Heiligen Propheten^SAW. Und heute befinden sich die Muslime aufgrund der Abwesenheit des Gehorsams in einem Zustand des Niedergangs. Obwohl die heutigen Muslime auch Gebete verrichten, Zakat entrichten und die Hadsch vollziehen, erleben sie nicht den Fortschritt, den die Gefährten einst sahen, obwohl die Gefährten früher dieselben Gebete verrichtete, Zakat entrichteten und Hadsch vollzogen.

Der Grund dafür ist, dass der Geist des Gehorsams bei den Gefährten, weil sie einem System unterworfen waren, eine absolute Vollkommenheit erreicht hatte. Wann immer der Prophet^SAW ihnen einen Befehl erteilte, führten die Gefährten diesen sofort aus. Dieser Geist des Gehorsams ist bei den Muslimen von heute nicht mehr vorhanden. Was ist schließlich der Grund dafür, dass die heutigen Muslime dieser grundlegenden Eigenschaft entbehrt sind? Hadhrat Musleh Mau’ud^RA antwortet auf diese Frage folgendermaßen:

„Der Geist des Gehorsams kann nicht ohne ein System geschaffen werden. Wenn es also das Kalifat gibt, wird es auch den Gehorsam gegenüber dem Propheten geben.“[7. Tafseere Kabeer, Sure An-Nur]

Von diesem Standpunkt aus wird die Stellung der Institution des Khilafat so klar, wie das Sonnenlicht, dass der Fortschritt des Glaubens und die Annahme von Taten ohne die Institution des Khilafat, nicht weiter möglich ist. Jeder, der sich um den Glauben und sein Ende kümmert, muss die Position der Institution des Khilafat verstehen, die von Gott etabliert wurde, und sich ihr anschließen, die heute niemandem auf der Welt, außer der Ahmadiyya Jamaat zur Verfügung steht.

Das Kalifat ist ein großer Segen, aber seine Erhabenheit legt uns auch große Verantwortungen auf. Diese wären, dass wir unser Bestes geben sollten, das Kalifat aufrechtzuerhalten, und niemals vor möglichen Opfern dafür zurückschrecken sollten. Dies kann aber nur dann geschehen, wenn die Liebe zum Kalifat und die Liebe zum Kalifen das Herz eines jeden von uns erfüllt, wenn all unsere Wünsche dem Kalifen der Zeit unterworfen sind, wenn all unsere Strategien und Pläne diesem gesegneten Wesen unterworfen sind.

Hadhrat Musleh Mau’ud^RA sagt in diesem Zusammenhang:

„Wenn eine Person in der Gegenwart eines Imams und eines Kalifen denkt, dass wir einen freien Plan und eine Meinungsäußerung bräuchten, dann besteht keine Notwendigkeit mehr für einen Kalifen. Die Notwendigkeit des Imam und des Kalifen ist, dass jeder Schritt, den ein Gläubiger unternimmt, in Seinem Schatten geschieht. Er unterwirft den eigenen Willen und die eigenen Wünsche seinem Willen und seinen Wünschen. Er ordnet die eigenen Strategien seinen Strategien unter. Er ordnet die eigenen Absichten Seinen Absichten unter. Er ordnet die eigenen Hoffnungen seinen Hoffnungen unter und die eigenen Habseligkeiten seinen Habseligkeiten. Wenn die Gläubigen diesen Zustand erreicht haben, dann ist ihr Erfolg und ihr Sieg für sie garantiert.“[8. Al-Fazal, 4. September 1937]

Hadhrat Musleh Mau’ud^RA sagt:

„Ich belehre Sie, dass Sie, egal wie weise und belesen Sie auch sein mögen, dem Glauben keinen Nutzen bringen können, indem Sie Ihren eigenen Taktiken und Ihrem eigenen Intellekt folgen, es sei denn, Ihr Intellekt und Ihre Taktik sind dem Khilafat untergeordnet. Solange Sie dem Imam nicht auf Schritt und Tritt folgen, können Sie niemals die Hilfe und Unterstützung Allahs erhalten. Wenn Sie also die Hilfe und Unterstützung Allahs haben wollen, dann denken Sie daran, dass es keinen anderen Weg gibt, als dass Ihr Handeln und Vorgehen, Ruhen, Laufen, Sprechen und Schweigen mir untergeordnet ist.“[9. Al-Fazal, 4. September 1937]

Hadhrat Musleh Mau’ud^RA spricht über die Verantwortung der Ableger des Treuegelübdes und sagt:

„Gemeinden, die organisiert sind, bekommen bestimmte Verantwortungen auferlegt, ohne die sie niemals richtig vorankommen können. […] Unter den Bedingungen und Verantwortungen ist eine wichtige die, wenn man einem Imam die Treue gelobt hat, man weiterhin in Richtung des Imams schauen sollte, um zu sehen, was er sagt, und den eigenen Schritt erst nach seinem Schritt tätigen sollte. Und Einzelpersonen sollten niemals an Aktivitäten teilnehmen, die Folgen für die gesamte Gemeinde haben, da ansonsten die Notwendigkeit des Imams nicht mehr vorhanden sein würde. […] Die Position des Imams besteht darin, Befehle zu erteilen, und die Position der Anhänger besteht darin, zu gehorchen.“[10. Al-Fazal, 5. Juni 1937]

Über die Wertschätzung des Segens des Khilafat sagt Hadhrat Musleh Mau’ud^RA:

„Khilafat ist auch ein großer Segen, also denken Sie daran, dass diejenigen, die diesem Segen gegenüber undankbar sind, zu Sündern werden. […] Ein Mensch macht sich erst dann des Frevels schuldig, wenn er den Gehorsam der spirituellen Kalifen ablehnt.“[11. Tafseere Kabeer, Sure: An-Nur, S. 370/374]

Die Stellung des Kalifen und unsere einhergehenden Verantwortungen sind aus den obigen Aussagen des Zweiten Kalifen deutlich worden. Nach dem Treugelöbnis des Kalifen der Zeit können der Gehorsam aller anderen Menschen und alle Arten von Loyalitäten nur so lange gebilligt werden, solange man dafür nicht vom Gehorsam des Kalifen der Zeit abweichen muss. Aber wenn die Befehle, Aussagen und Aufrufe des Kalifen der Zeit einer Sache gegenüberstehen, dann müssen alle anderen Verwandtschaften und Beziehungen getrennt und alle Freundschaften und Lieben beendet werden. Nur der Gehorsam gegenüber dem Kalifen der Zeit sollte vor den Augen der Gläubigen sein, denn nach dem Treuegelöbnis sollte die wahre Beziehung zum Kalifen der Zeit hergestellt werden und alle anderen Beziehungen sollten für ihn sein. Das Khilafat ist der Garant für unsere Erfolge.

Hadhrat Khalifatul Masih^ABA sagte in einer Botschaft an die Mitglieder der Jamaat folgendes:

„Wahrer Glaube kann ohne eine „zweite Manifestation“ nicht vorankommen. Haltet daher eine Verbindung von Liebe, Aufrichtigkeit und Hingabe mit ihr aufrecht, macht euren Eifer für den Gehorsam gegenüber Khilafat unvergänglich. Entwickelt die Inbrunst eurer Liebe zu ihr in einem solchen Maße, dass alle anderen Beziehungen im Vergleich zu ihr unbedeutend erscheinen. Alle Segnungen liegen in der Loyalität gegenüber dem Imam, und dies allein ist ein Schutzschild für euch gegen alle Schwierigkeiten und Prüfungen.

Daher sagte Hadhrat Khalifatul Masih II^RA:

‚So wie nur jener Zweig Früchte trägt, der mit einem Baum verbunden ist, und ein abgetrennter Zweig, der vom Baum abgeschnitten ist, keine Früchte tragen kann, so kann auch nur derjenige der Gemeinde nützlich dienen, der dem Imam treu ergeben ist. Jemand, der nicht mit dem Imam verbunden ist, kann trotz allen Wissens der Welt keine nützliche Hilfe sein.‘

Wenn ihr also vorankommen und über die Welt obsiegen wollt, dann ist mein Rat an euch und meine Botschaft an euch, die Bindung an das Khilafat aufrechtzuerhalten und fest an dieser Schnur Allahs zu halten. All unsere Fortschritte hängen von der Bindung zum Khilafat ab.“[12. Al-Fazal, 23. Mai 2003, S.1]

Möge Allah uns ermöglichen den Rang des Kalifen auf richtiger Weise zu verstehen. Möge Allah in uns den wahren Geist von richtiger Gehorsamkeit entwickeln. Ameen

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